Leben mit Roy

„Don´t leave the door open, cause the dogs will shit in your cabin.“, war der gut gemeinte Rat unseres Gastgebers Roy am Tag als ich abgefahren bin, weil meine neue Mitbewohnerin gerne die Kabine auf Durchzug stellte.

Roy kommt ursprünglich aus London, ist indischer Abstammung und lebt auf einem Boot bei Gibraltar. Für zwei 12er-Pakete San Miguel Bier durften wir eine Woche auf seinem Boot schlafen. Ein fairer Deal. Mit auf dem Boot lebten Roys Hunde: Hot-Dog und Crisp. Letzterer bellte gerne solange, bis man sein von Reude zerfressenes Fell streichelte. Wenn man zu streicheln aufhörte, bellte er weiter.

Das Boot war dezent versifft und Roy war eigentlich ein ziemlicher Drecksack, beleidigte den ganzen Tag geraderaus seine Mitmenschen und hatte eine ausgeprägte „I don´t give a fuck“-Attitüde. Aber ich mochte ihn. Er lebte oben im Wohnzimmer auf seiner Ledercouch, zwischen Flatscreen, Tablet und seinen Hunden. Abends wandelt sich das Wohnzimmer zur gemütlichen Chill-Out-Zone. Zu dem bisweilen beissenden Geruch von verwesendem Hund gesellt sich der von marokkanischen Haschisch, Whiskey und Bier. Außerdem kam jeden Tag Dennis mit seinen beiden Hunden zu Besuch. So hockte man dann mit Dennis, Roy, anderen Gästen und vier Hunden auf der Ledercouch und erlebte eine überaus gesellige Runde.

Roy musste morgens immer durch unser Zimmer zur Toilette, welche mit einem Eimer Seewasser gespült werden musste. Eines morgens, als ich noch in meinen warmen Schlafsack gehüllt war, flog der Eimer quer durch unser Zimmer und Roy vermittelte in seiner gewohnt beleidigenden Art, dass wir gefälligst neues Wasser holen sollen, während er schon auf der Toilette Platz genommen hatte und seinem Morgengeschäft nachging. An einem anderen Tag kam er mit der Warnung rein, dass der Hund vor unsere Tür geschissen hatte und wir aufpassen sollten beim hinausgehen. Ganz normaler Alltag.

Er war trotz alledem ein sehr gebildeter Mann und Entertainer. Er hatte eben eine andere Einstellung zum Leben. „I wasn´t smoking and drinking for over 30 years, but then i turned 60 and i thought….ah, i don´t give a fuck.“ Das war dann auch Programm und die Konsequenz mit der er diese Haltung lebte, beeindruckte mich. Ich glaube Roy hat einmal gutes Geld verdient, studierte und hat eine gesunde Einstellung zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Heute lebt er eben auf einem Boot, gibt Reisenden ein Dach über den Kopf und erzählt gute Geschichten, wenn man im Gegenzug seine Hunde ausführt, Wasser nur am Nachbarliegeplatz zapft und immer Toilettenpapier von den öffentlichem Marina-Klos mitbringt. Ein sehr liebenswürdiges Arschloch dieser Roy.

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