Fähre verpasst! Amazonas hopping

Hängematten
Fortgeschrittener Hängemattengebrauch auf der Fähre

Meine Hände zittern immer noch, nachdem was gerade passiert ist. Ich kam heute morgen in Manaus an, der letzten Stadt nördlich des Amazonas Flusses auf meinem Weg Richtung Uruguay. Von hier aus sollte ich die Fähre nach Santarem nehmen. Die einzige Verbindung um auf die Transamazonica zu kommen. Es lief auch alles nach Plan, ich war um 09:40 Uhr am Hafen und die Fähre sollte um 10:00 Uhr ablegen. Perfektes Timing. Fast….

Als wir um 11:00 Uhr immernoch im Hafen waren, fragte ich mit meinem gebrochenen Spanisch, wann wir den nun starten. In zwei Stunden hieß es. Zeit genug um nochmal über den Fischmarkt zu schlendern und etwas Geld abzuheben. Ich genehmigte mir also einen Fisch mit Reis und kam zurück zum Port. Und die Fähre war weg! Sie drehte gerade Richtung Fluß. Wild fluchend rannte ich zum Wasser und ein Fischermann erkannte meine Not. Dann ging alles ganz schnell. Er startete seinen Motor und ich sprang auf das Boot auf. Wir legten ab und rasten der Fähre hinterher. Der Ritt war äußerst Spektakulär, ich kletterte bei voller Fahrt im Fahrwasser der Fähre seitlich auf, bezahlte vorher noch 20 Real und war erstmal erleichtert.

Alle Leute auf der Fähre schauten mich verwundert an. Aber ich hatte es geschafft. Katastrophe abgewendet. Ich fragte die erste Person die ich traf, ob die Fähre nach Santarem geht. Sie sagte ja. Ich fragte die zweite und die sagte auch ja. Aber irgendwie sah das hier alles so anders aus. Ich ging auf die zweite Ebene. Das sah auch anders aus, hier waren vorher keine Waschbecken. Es dauerte 1-2 Minuten, bis mir plötzlich klar wurde, dass es die falsche Fähre war. Scheiße.

Fähre
Meine falsche Fähre mit dazugehörigen Höllen-Schnellboot

An Board waren die Offiziellen auch etwas verdutzt, was denn nun dieser Typ im gelben Anzug hier zu suchen hatte. Einfach mal so aufgesprungen. Ich zeigte mein Ticket, meine Verzweiflung wuchs ins Unermessliche. Wie konnte mir nur sowas passieren. Es hat doch alles so gut gepasst. Nun musste ich mir ein Taxi zurück zum Hafen nehmen, wenn die mich denn irgendwo rauslassen würden. Hab ich einfach mein Boot übersehen und aus Panik das falsche gekapert? Liegt die Fähre vielleicht doch nocht im Hafen?

Ich schaute den Fluß hinunter. Etwa zwei Meilen vor uns erkannte ich dann mein eigentliches Boot. Es hatte doch abgelegt. Ganz klar, die roten Rettungsboote an Deck erkannte ich wieder. Also nix mit zurück zum Hafen fahren. Ich hatte die Fähre wirklich verpasst. Verzweiflung kam auf, aber um mich herum herrschte wuseliges treiben. Ich wartete erstmal ab.

An Deck der Fähre
Vor dem Fährenkisok mit den roten Rettungsbooten.

Ein Mensch mit Bart gab mir zu erkennen, dass sie an meinem Problem arbeiten. Nach 10 Minuten meinte er, sie bringen mich dahin und ich solle ihm 20 Real geben. Klang logisch. Hinten am Boot war dann mein Lift. Etwas holprig kletterte ich am Heck der Fähre runter, sprang auf das Boot auf und wir fuhren los. Der Ritt mit dem Fischermann war verglichen mit dem Schnellboot eine Kaffeefahrt. Als wir auf die erste Welle aufsetzten, bin ich mit meinem Gesicht fast auf den Stahlrumpf des Bootes aufgeschlagen. Zähne sind aber noch drin. Und zu meiner Überraschung rasten wir nicht den Fluß hinab, sondern zu einem Dock am Hafen. Um dort noch jemanden abzuholen und zwei andere Frauen abzuladen.

Nach 7000km auf See dachte ich einiges gewöhnt zu sein, aber diese Fahrt war die pure Hölle. Ich hielt mich mit aller Kraft am Boot fest um nicht rauszufallen. Es regnete. Mein Rucksack löste sich. Durchhalten. Meine Kraft schwand. Wir wurden hin und hergeschmissen und diese Wellen….! Ich kam mir vor wie in einem Matchboxauto, dass von dem motorisch-unterentwickelten Kleinkind immer wieder auf den Asphaltboden geschlagen wird. Immer wieder, ohne Gnade und ohne Mitleid. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, mir kam es vor wie eine halbe Stunde.

Santarem
Sonnenuntergang Santarem

Letztendlich erreichten wir dann mein Fähre nach Santarem. Schon wieder starrten alle auf den Menschen im gelben Anzug, der seitlich auf die Fähre aufsprang. Ich hatte ja nun schon Übung. Und diesmal war es wirklich das richtige Boot. Erfolgreich geentert. Keine Zeit verloren. Ich musste meine Nerven anschließend erstmal mit Bier und Nikotin beruhigen. Während ich rauchte, hatte ich immernoch zittrige Beine, war aber auch wirklich glücklich und dachte nur: „So ein iller shit. Was ist hier nur passiert mit mir? Kannste echt keinem erzählen. Also schreib es schnell auf!“

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