Prolog
Ich kann ehrlich gesagt nicht allzu viel sagen über trampen in Venezuela, da ich auf meiner Durchquerung nur 6 Lifts hatte. Um die Trampen in… – Reihe zu komplettieren, will ich aber trotzdem meine Eindrücke hier schildern.
Statistiken
Den Log findet ihr hier. Seid eingeladen zum downloaden und rumspielen.
Zurückgelegte Distanz: 1089 Kilometer
Anzahl der Lifts: 7
Durchschnittliche Wartezeit: 31 Minuten 8 Sekunden
Standzeit Gesamt: 3 Stunden 38 Minuten
Meine Route
Ich bin einmal vom äußersten Nord-Osten in Guiria bis ganz in den Süden nach St. Elena bis zur Grenze nach Brasilien getrampt. Dabei hatte ich einen Langstreckenlift über 9,5 Stunden in einem Ford Pickup und außerdem eine Busfahrt, die allerdings von dem örtlichen Armeeposten verordnet war und daher gewissermaßen unter „trampen“ zu kategorisieren ist.
Menschen
Obwohl mich alle Welt über mehrere Wochen vor Venezuela gewarnt hat, habe ich dort wundervolle Menschen kennenlernen dürfen und äußerst positive Erfahrungen gemacht. Die Leute sind sehr nett und aufgeschlossen, fast schon familiär. Daneben allerdings auch sehr auf meine Sicherheit bedacht gewesen. Nicht nur die Leute außerhalb, auch die Menschen innerhalb Venezuelas halten ihr Land für gefährlich. Ich möchte dies gar nicht relativieren, weil es bestimmt gefährliche Ecken gibt. Ebenso existieren mit Sicherheit einige Räuber und Banditen in Venezuela. Ich hab allerdings keine getroffen und die wenigen anderen Ausländer mit denen ich gesprochen habe, hatten auch keine negativen Erfahrungen gemacht. Die Menschen mit denen ich zu tun hatte, waren alle überaus freundlich und wundervoll.
Straßen
So etwas wie eine Autobahn habe ich nicht gesehen. Da meine Route durch den dünn besiedelten Osten führte, kann ich dazu jedoch wenig sagen. Rund um Caracas sind die Straßen sicherlich anders. Die Fortbewegung erfolgt allgemein auf Landstraßen im deutschen Sinne. Die Beschilderung ist spärlich. Die wichtigen Kreuzungen sind ausgeschildert. Ansonsten heißt es „immer geradeaus“ solange nichts anderes zu erkennen ist. Die Straßenverhälntisse sind mittelmäßig, aber brauchbar. Manchmal gibt es Schlaglöcher, aber ansonsten ganz normale Straßen. Zur Geschwindigkeitskontrolle gibt es fast überall in- und außerhalb von Ortschaften „Huppel“ (Bremsschwelle), vor denen man stark abbremsen muss. Werden sie übersehen, kann das sehr schmerzhaft für die Stoßdämpfer werden. Außerdem sind speziell im Osten einige Armee-Kontrollen zu passieren.
Taktik
Mein Eindruck war, trampen in Venezuela ist nicht so einfach wie im Hitchwiki beschrieben. Ich hatte sehr lange Wartezeiten, die sich jedoch mit noch längeren Lifts ausgezahlt haben. Was mir sinnvoll erscheint ist eine Positionierung direkt hinter den Bodenwellen, da die Autos dort stark abbremsen müssen. Nachttrampen ist fast unmöglich, da die Menschen so um meine Sicherheit besorgt waren. Mein längster Lift hat mich daher auch nach Einbruch der Dunkelheit bei einem Armeeposten abgeliefert. Dort musste ich dann warten, bis die Soldaten einen Bus zu meinem Zielort angehalten haben und mich dort platzierten. Da ich nur schlecht Spanisch kann, war es schwer die Situation zu erklären und einfach weiterzutrampen. Da ich keine Lust auf Probleme hatte, bin ich sitzengeblieben und hab geschaut was passiert (hab ja nichts verstanden). Ich denke aber es wäre durchaus möglich gewesen, hinter dem Kontrollposten einen Lift in der Nacht zu kriegen.
Fotos
Besonderheiten
Venezuela ist wild und die Menschen herzlich. Ich habe mich in das Land verliebt. In Carupano tobte die Atlantikbrandung, der anonsten schöne Strand war voll mit Autoreifen und Wrackteilen. Nicht zum baden geeignet. Generell ist alles etwas zerfallen, was ich persönlich sehr charmant finde. Leider war ich nur auf der Durchreise, aber ich komme bestimmt nochmal wieder.
Durch Öl- und Währungskrise ist der Wechselkurs auf dem Schwarzmarkt exorbitant hoch. Amerikanische Dollar sind sehr gefragt und sollten unbedingt eingeführt werden. Der offizielle Wechselkurs liegt bei ca. 1:6. Meine Informationen waren, dass der Schwarzmarkt 1:75 tauscht. Vor Ort habe ich dann 1:135 getauscht und später erfahren, dass 1:180 sicherlich auch möglich gewesen wären. Das ist sehr viel Geld in Venezuela, eine normale Mahlzeit kostet ca. 200 bolivianische Dollar. Das Reisen ist sehr billig dort.
Das Land ist nicht nur reich and wundervollen Menschen, sondern auch an wundervoller Natur. Wer es gerne touristisch mag, der kann in Venezuela die höchsten Wasserfälle der Welt besuchen. Die „Angel Falls“ sind ca. 1000m hoch und das Wasser stürzt von einem Hochplateau hinunter in den Dschungel. Der Besuch kostet für eine 3-Tages-Tour ca. 200 Dollar. Die Wasserfälle sind mitten im Dschungel und meist per Kleinflugzeug zu erreichen.
Ich persönlich mochte die Route zwischen Carupano und Maturin sehr gerne. Die Straße schlengelt sich elegant durch den Dschungel und die umliegende Landschaft ist eine Augenweide.