Prolog
Peru alles in allem etwas wilder, chaotischer und hat insgesamt mehr Profil als Bolivien. Aber genauso günstig. Nicht das Beste aber wohl interessanteste Land, was ich auf meiner Südamerika Tour durchquert habe. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ich gerne noch einmal wiederkommen möchte. Die Straßen sind es jedoch nicht und das Trampen funktionierte zwar, jedoch war es mit einigen Komplikationen verbunden.
Statistik
Zurückgelegte Distanz: 2754 Kilometer
Anzahl der Lifts: 47
Durchschnittliche Wartezeit: 24 Minuten 44 Sekunden
Standzeit Gesamt: 19 Stunden 23 Minuten
Log wie immer hier.
Meine Route
Zuerst trampte ich in mehreren Tagen über gesperrte Straßen von Copacabana nahe Lago Titicaca nach Cusco und von da aus dann direkt nach Norden, durch das chaotische Lima an die ecuadorianische Grenze. Viel Transit.
Menschen
Peruaner sind prinzipiell sehr stolz. Anders als in Bolivien, wo ich eine allgemeine Bescheidenheit wahrgenommen habe. Das kulturelle Erbe macht sich bemerkbar, die Menschen gehen erhobenen Hauptes und sehen manchmal etwas gefährlich aus. Aber auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich hinter jeder noch so sonderbaren Fassade ein netter Mensch finden lässt, wenn man ihm mit einem Lächeln und einer freundlichen Art begegnet. Peruaner sind etwas direkter als ihre Nachbarn, jedoch nicht so pissig wie die Argentinier. Ich mochte das.
Was ich ansonsten in Peru wahrgenommen habe ist: Rock. Classic Rock und psychedelic Rock, all die alten längst vergessenen Songs dudeln dort hoch und runter im Radio und werden von Cover Bands in den Bars gespielt. Ich glaube das hat sich letztendlich auch in meinem Kopf eingenistet, dass die Peruaner eigentlich die Rocker von Südamerika sind und ein reichhaltiges kulturelles Erbe vertreten.
Straßen
Tja Straßen. Nach Lima zieht sich eine Autobahn hoch, die ungefähr hinter Ica beginnt und Teil der Panamericana ist. Im Prinzip ist das eine gute Route durch flaches Land und kann schnell passiert werden, allerdings wissen die Peruaner absolut nicht, wie eine solche Autobahn zu befahren ist. Generell herrscht in Peru großes Verkehrschaos, was sich auf der Autobahn zusätzlich vergrößert und seinen orgastischen Höhepunkt in Lima findet.
Neben dieser Autobahn gibt es noch das Inland. Dort ist die Straße prinzipiell ganz gut, allerdings sind die Serpentinen in den zerklüfteten Berglandschaften östlich von Nasca allgegenwärtig und eine längere Fahrt kann durchaus anstrengend werden. Vielleicht sogar noch anstrengender als über die Staubpisten von Peru, weil die Geschwindigkeit höher ist und ihr so mehr Gravitation ausgesetzt seid, als bei langsamerer Geschwindigkeit.
Haltemöglichkeiten lassen sich prinzipiell recht gut finden, die großen Straßen sind allerdings manchmal etwas eng. Gibt allerdings schlimmere Länder und ich will mich da garnicht beschweren. Hier und da tauchen Kreisverkehre auf, die natürlich eine gute Wahl zur Positionierung darstellen. Städte sind meist klein und gut zu passieren. An der Küste sollt man allerdings aufpassen, da dort einige Klopper warten, wie Nasca oder die Ausgeburt des Anarchismus: Lima.
Es gibt in ganz Peru Tollstationen die zum Trampen bestens geeignet sind. Auf der großen Autobahn gibt es außerdem gut geeignete Rasthöfe. Insgesamt sind diese beiden Optionen sehr erstrebenswert zur Positionierung in Peru.
Insgesamt ist die Fortbewegung auf den Straßen Perus unglaublich langsam. Entweder die unwegsamen Gelände bremsen die Fahrt ungemein aus oder die unfähigen Verkehrsteilnehmer. Oder beides.
Taktik
Laufen wirkte auch hier. Allerdings waren die Peruaner manchmal etwas schwieriger zum Anhalten zu bewegen. Aber ich kam auch aus Bolivien und war gewöhnt, dass einfach alles stoppt, was gerade vorbeikommt.
Das Trampen klappt insgesamt sehr gut, jedoch hat die ganze Sache einen großen Haken. In Peru erwarten die Leute, dass ihr bezahlt. Und das ist eine weit verbreitete Trampkultur, insbesondere im Süden des Landes, zwischen Lago Tititcaca und Nasca. Es ist total unterschiedlich zu Bolivien, weil in Peru sehr viele Menschen, insbesondere ältere Frauen und Männer, trampen und die Spritbeteiligung weit verbreitet ist. In keinem anderen Land habe ich das bisher so stark wahrgenommen, wie in Peru.
Das macht euer Leben natürlich um einiges schwerer. Ich empfehle schon vor dem Einstieg klar zu machen, dass ihr nicht bezahlen wollt und das ihr trampt. Oft werdet ihr trotzdem mitgenommen. Es sollte jedoch hinzugefügt werden, dass die Peruaner keineswegs offensiv Geld verlangen, sondern eher freundlich darauf hinweisen, dass sie ja Benzin bezahlen müssen. Manchmal wollte ich etwas geben und sie haben abgewunken, weil ich ein Gringo bin. Das war aber eher die Ausnahme. Besser klare Kommunikation und alles im vorhinein festsetzen, damit keine unangenehmen Überraschungen folgen.
Fotos
Besonderheiten
Lima ist wohl das größte Molloch, was ich je durchquert habe und das ist garnicht mal so negativ gemeint. Die Stadt hatte einen sonderbaren Charme und der Verkehr war so chaotisch, dass ich mich irgendwie in dieses absolut abgefahrene Chaos verliebt habe.
Cusco ist wohl die Touristenhauptstadt von Südamerika, da von dort alle Touren zum berühmten Machu Picchu starten und sich hier eine sonderbare Mischung aus Backpackern, Familien und Wochenendurlaubern versammelt. Die Stadt an sich ist wunderschön, lebt gut vom Tourismus und hat eine nette Kneipenkultur, sowie einige Discos mit suspektem Lokalvolk und Drogenangeboten an jeder Ecke.
In Peru ist der berühmte psychoaktive San Pedro Kaktus legal zu kaufen auf dem Markt und in den Bergen kann man auch Rituale mit örtlichen Schamanen mitmachen. Ich war zwar auf keinem, aber im Prinzip geht es darum, um ein Feuer zu sitzen und psychedelische Drogen zu nehmen. Klingt eigentlich ganz nett und mit dem örtlichen Gesetz kommt man auch nicht in Konflikt.
Eine Sache noch zum Schluß, die ich beim Durchsehen der Bilder festgestellt habe. Peru kriegt einen Bonuspunkt für allgemeine Schönheit. Ob die Wüste im Westen, die tollen Berge im Osten, landschaftlich wunderbar. Und Cusco ist wahrscheinlich die ansehnlichste Stadt, die ich in Südamerika besucht habe. Tolle alte Architektur. Hübsch gemachtes Kopfsteinpflaster. Peru ist schön!
Im grossen und ganzen stimme ich deinem bericht zu, was das bezahlen angeht beim trampen ist deine erster eindruck richtig, damit die einfache bevölkerung von a nach b kommt ist es sitte das diese geben was sie können, die alten frauen die nur quätchua reden und kein spanisch (oft sehen sie nur alt aus) zahlen nichts oder nur centimos hier handelt es sich aber um geplante transporte was man wissen sollte, wenn man nicht zahlen will muss man private fahrer finden, leider muss man in peru auch aufpassen da es gruppen gibt die gerne reisende in autos überfallen gerade in richtung bolivien. der verkehr in lima muss man wohl von klein auf kennen um zu erkennen das das chaos keines ist, in lima kann man nur einen block weiter gehen und ist vom super reichen stadtteil im getto 😉 meine familie stammt aus cusco und arequipa und ich kann nur sagen das en in peru kaum woanderes so stark vertreten ist zwischen der einfachen landbevölkerung ohne jegliche bildung und den nachfolgern der spanischen eroberung. Kurz um in Peru kann man bis heute die Geschichte und lauf dieser erleben 😉 doch dahin verirren sich nur sellten touris man begegenet ihnen nur hin und wieder wenn wie du beim trampen.
Hey, danke fuer den aufschlussreichen Kommentar. Gerade das mit den geplanten transporten find ich sehr interessant! Alles gute, Stefan