Mexico aus dem Logbuch (2)

Truck stop
Truck stop
01.08.15 00:56 Uhr

Fünf Tacos für ein Hallelujah, dann erstmal schlafen. Ich lege mich unter einen Taubenbaum. Die scheißen mich Nachts voll. Danke ihr Ficker.

08:00 Uhr

Erster Lift war Überzeugungsarbeit. Trucker wollte nicht. Sein Mitfahrer mit Mutter standen an der Taco Bude. Ich hab eine Zigarette geschnorrt. Sogleich ein Crossaint von der Mutter aufgedürckt bekommen. Die beiden haben dann den Trucker nochmal gefragt und er willigte ein. Mutter versorgte mich weiter mit in Blättern eingerollten Maisbrei mit Fleisch.

08:40 Uhr

Mit zwei schmuddeligen mexikanischen Arbeitern. Ich kriege ein Eiersalatsandwhich. Der eine findet mich so toll, dass er ein Foto macht und mich mehrmals umarmt. Viel Liebe hier auf der Straße.

10:03 Uhr

Eine Begegnung der speziellen Art. Ein Typ kommt auf mich zu, der Aussieht, als würde er gleich zu einem Bowlingabend gehen. Lila Hemd und außer einem paar Schuh nichts bei sich. Es stellt sich heraus, dass er aus dem Honduras ist und ohne Pass versucht in die USA einzureisen. Zu seinem Bruder nach Houston Wie er über die US Grenze will? Schwimmen, deutet er mir an. Knallhart. War anscheinend auch nicht das Erste mal für ihn. Er kauft mir und unserem ersten Fahrer etwas zu trinken. Ich hab ein schlechtes Gewissen und schenke ihm meine Karte. Wir haben denselben Weg, aber ich trenne mich schnell wieder von ihm, da er keine Papiere hat und ich keine nicht in einer Kontrolle hängen möchte. Kostet soviel Zeit.

Ich werde ihn nicht wieder sehen, anscheinend hat er vor mir einen Lift abgefangen. Leider. Ich hätte gerne noch mehr über ihn erfahren. Tschau illegaler Einwanderer.

11:03 Uhr

Ein Farmer nimmt mich mit und wir landen mitten im nirgendwo, kurz vor der Autobahn Richtung Grenze. Die Mittagssonne hat es sich gerade gemütlich gemacht. Trampen lief langsam seit Monterrey. Ich entscheide ich für die Mitleidstour und laufe in der prallen Sonne auf dem Highway entlang. Die Autos und LKW´s rasen an mir vorbei. Es ist sehr heiß und ich frag mich, ob das eine gute Idee ist.

11:46 Uhr

Oma, Opa und Enkel halten an. Wieso ich denn hier in der Sonne wäre und dass sie mich da nicht so alleine hätten stehenlassen wollen. Wasser trinken und ein Sandwich muß ich essen.

14:10 Uhr

Grenze. Ich muss 26$ für die Ausreise aus Mexico bezahlen. Was zu Hölle? Hier finde ich raus, dass mein 100$-Schein verschwunden war, den ich eigentlich für Notfälle dabei hatte. Mein Fahrer legt mir das Geld aus. Ich habe keine Chance es ihm zurück zu zahlen. Er will es aber auch nicht zurück und fährt direkt nach der „ausführlichen“ Kontrolle weiter, während ich insgesamt drei Stunden an dieser Grenze fest hängen werde. Administration in den USA nimmt sich Zeit.

Wieder wird mein ganzer Rucksack auseinander genommen, wie schon in Panama. Zum Glück hatte ich mein kleines Stück Haschisch verloren, was ich seit Uruguay mit mir herum trug und für einen besonderen Anlass aufbewahrte. Sollte ein Geburtstagsgeschenk werde. (Habe einen Monat gebraucht, bis ich das Stück Haschisch zufällig wiedergefunden hatte. Es war wohl so gut versteckt, dass weder ich, noch der Hund oder die Menschen die meinen Rucksack durchsuchten es gefunden hatten. Gut gemacht Stefan!).

19:55 Uhr

Ein Mexikaner hatte mich nicht mitgenommen, mir aber stattdessen eine Melone geschenkt. Nun einen Lift an die Stadtgrenze von Laredo. Der Typ ist Busfahrer, bietet mir mehrmals ein Hotelszimmer an. Dauert (wie immer) ein bißchen, bis ich feststelle, dass er wohl schwul ist und mit mir zusammen ein Zimmer teilen will (was ich natürlich umsonst kriege). Ich lehne ab. Freundlicher Abschied und weiter gehts.

20:20 Uhr

Ich stehe an einer Tanke. Komische Dinge passieren in den USA. Zuerst kommt einer der beiden Security Menschen zu mir. Er sieht aus wie ein typischer Star Trek Fan, ziemlich dick, total nett und mit Brille. Macht mich darauf aufmerksam, dass in der Stadt ein Obdachlosenheim ist. Danke für den Tip. Er hat es gut gemeint. Versucht die Realität im Rahmen seiner Möglichkeiten zu interpretieren.

Eine Stunde später. Er kommt zurück. Besser gesagt sein Kollege kommt zu mir und bringt ihn mit. Der Kollege war eher der Typ: Texas Cowboy. „Law and Order“-Mensch, ziemlich klein geratener, miesmütiger Kerl mit einem formidablen Schnäutzer, welcher mich ein bißchen neidisch gemacht hat. Er mochte offensichtlich keine Tramper. Wir hatten diese epischste Konversation, wie ich sie wohl nur in Amerika erleben kann.

„Sir, you can not ask all the people here. They ill feel molested and complain.“

„Well, did anyone complain so far?“

„No, but what you do is wrong.“

(„Sie können hier nicht eifnfach alle Leute an der Tankstelle belästigen. Die werden reinkommen und sich beschweren.“ „Hat sich denn schon jemand beschwert bisher?“ „Nein, aber was sie machen ist falsch“) Aha, Gespräch beendet. Weitere Diskussion sinnlos.

21:28 Uhr

Nachdem ich die Tanke verlassen hatte, stehe ich mit meiner Honigmelone in hoffungsloser Position. Mitten im Dunkeln. Ein Güterzug fährt vorbei. Trainhoppen? Leider in die falsche Richtung. Dann hält aber tatsächlich ein Pick-Up an. Mexikaner. Wie soll es auch anders sein. Fährt 70 Meilen an meinen Zielort heran und ich darf auf die Ladefläche. Ladefläche? Andere wollten mich nicht auf der Ladefläche mitnehmen, weil wir durch einen großen Immigration Checkpoint durchfahren und das offensichtlich verboten ist. Naja, Sternenhimmel, Pick-Up…..und ich kann ja keinen Lift ausschlagen.

22:14 Uhr

Immigration Checkpoint. Ich versuche mich schlafend zu stellen und zu verstecken, was unter ca. 100 auf mich herableuchtende Baustellenstrahler, relativ schwierig ist. Die Polizisten kommen. „You are the rider?“ „What?“ „You are the rider?“ „A yes, i am the hitchhiker!“ Ryder is dochn Schokoriegel, oder nicht?

Dann die Frage der Fragen „Are you US citizen?“ Innerlich bin ich zusammengebrochen vor lachen. Dies ist die Eröffnungsfrage eines Videos über Civil Rights. Das Video geht um die eigentlich illegalen Kontrollen und ist höchst amüsant. Normalerweise hätte ich antworten müssen: „I am not answering this question. Am i been detained?“ Aber ich ließ es dabei, gab meinen Pass und die beiden waren überaus freundlich. „That is this guy.“, meinte der eine zwar zu beginn, aber sie hatten mich wohl verwechselt. Sie beglückwünschten mich zu diesem Pick-Up Lift und meinten, dass hier eigentlich nie jemand anhält für Tramper.

02.08.15 07:05 Uhr
Schlafplatz in Texas. Ziemlich sicher in den USA.
Schlafplatz in Texas. Ziemlich sicher in den USA.

Ich hatte die Nacht an einer Raststätte neben einem Zaun geschlafen. Am morgen kommt ein Auto vorbei: „Are you homeless?“ (bist du Obdachlos?) fragt eine Frau, die sich anhört wie Marge Simpson. Ich musste lachen über diese Frage: „Nein, ich bin nur ein Tramper.“ „Oh, but i bought you breakfast.“ Okay….

07:48 Uhr

Erster Lift, netter Kerl. Endlich Englisch sprechen. Ich kriege essen angeboten, habe aber schon ein Mc-Donalds Frühstück gehabt.

McDonalds Frühstück
McDonalds Frühstück. Muss eigentlich nicht sein. Aber umsonst…kann es ja nicht wegwerfen.
09:53 Uhr

Eine Frau nimm mich mit. Sehr redseelig. Sie meinte, dass ihr Mann sagt, sie solle keine Tramper mitnehmen. „Aber ich bin in den Siebzigern selber kreuz und quer durch dieses Land getrampt und irgendjemand muss ja für euch anhalten.“ Klassiker. Wir freunden uns auf Facebook an.

10:01 Uhr

Ich stehe an der Straße, in der Hand eine Trinkflasche. Ein Auto hält an und winkt mit einer Tüte. „Hier ich hab die Wasser gekauft. Es ist so heiß draußen.“ Wow. Das ist Amerika. Essen und Trinken im Überfluss, mehr als ich verzehren kann. Ob ich mit ihm fahren kann? Leider nein.

Naja, jetzt hab ich zwei Flaschen Wasser, die ich nicht brauche.

10:07 Uhr

Tankstelle. Eine nette und sehr gut aussehende Mitdreißigerin mit ihren beiden Kindern. Erst wollte sie mich nicht mitnehmen, aber ich hatte so ein Gefühl und hielt mich taktisch zurück. Sie tankten, ich ging wieder auf meine Position. Kurz bevor sie losfuhren, winkten sie mich zum Auto. Mein Lift. Sie meinte: „Und dann hab ich gesehen, dass du eine Honigmelone dabei hattest. Da dachte ich, der kann nicht gefährlich sein.“ Der Geist des Mexikaners, der mich mitnehmen wollte, aber keinen Platz hatte, schien zu wirken. Danke.

12:56 Uhr

Letzter Lift nach Austin. Ein Kerl der sein geld mit Drogen verdient und recht gut ausgestattet war. Ich sehe einen Obdachlosen mit einem schönen Basecap und denke laut: „Ich brauche einen Hut.“ Mein Fahrer sofort auf 180 „Wirklich? Ah man, komm, ich kauf dir einen Hut!!“ Wir fahren in den nahe gelegenen Headshop und ich darf mir eine der Basecaps aussuchen. Die sahen leider (und das muss ich so sagen) alle Scheiße aus. Kiffermützen. Mit sowas will ich ehrlich gesagt nicht an der Straße stehen. Aber gut, ich wollte keine Gefühle verletzen und nahm das kleinste Übel. An der Kasse dann der Schock. 48$. Willst du mir das WIRKLICH kaufen? Für ihn anscheinend kein Problem.

Dann war ich endlich in Austin Texas. Ich bin von Deutschland in die USA getrampt.

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