Mexico aus dem Logbuch (1)

Schönes Guatemala
Schönes Guatemala

Am 29.7.2015 brach ich aus Antigua auf. Auf dem Weg zum Stadtrand traf ich zwei Amerikaner, die sich nach meiner Reise erkundigten und mir alles gute wünschten. Der erste Lift war schnell gefunden. Ein Pick-Up. In Guatemala sind 90% der anhaltenden Autos Pick-Ups. Ein Grund mehr dieses Land zu lieben.

12:10 Uhr

Keine Ahnung wo die hinfahren. Aber sie meinten nur „nahe an die Grenze“. Sie sollten mich ordentlich nach vorne spülen. Ich sitze hinten auf dem Pick-Up und freue mich über den Fortschritt. Wir fahren gerade durch ein dicht bewachsenes Gebiet. Ein schwerer und intensiver Muschi-Geruch liegt in der Luft. Gab es hier eine abgefahrene Pflanze, die diesen rattigen Geruch versprüht. Oder waren wir in der nähe der „giant, clowing clitoris“? Ich freue mich auf jedenfall.

14:10 Uhr

Eine Familie hält an und nimmt mich mit. Ich sitze mit dem Vater, zwei Söhnen und der Mutter auf der Ladefläche. Ältester Sohn und Opa sitzen vorne und Fahren. Wir halten an einer Kreuzung und warten auf Bekannte von ihnen. Ein anderer Pick-Up kommt mit zwei großen blauen Fässern auf der Ladefläche. Darin befindet sich lebender Fisch. Die Familie kauft zwei Eimer Fische und wir fahren weiter.

14:43 Uhr

Mazda Pick-Up mit zwei Jungs. Ob ich schon gegessen hätte? Sie kaufen eine Pizza und eine Flasche Cola und wir teilen. Die Beiden machen ein Foto mit mir, laden mich zum Kiffen ein, ich lehne dankend ab. Keine Rauschmittel während der „Arbeit“.

Pick Up Ladefläche, Muschigeruch und einmal einmal wie Hitler aussehen.
Pick Up Ladefläche, der dezente Geruch einer Vagina und einmal Hipster-Hitler sein. Auch das ist Trampen manchmal.
18:57 Uhr

Grenze zu Mexico. 17 Minuten brauche ich für die Immigration. Es giesst in Strömen. An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken. Stattdessen unterhalte ich mich mit zwei älteren Herren in einer nahe gelegenen Bar. Mein Spanisch ist mittlerweile recht gut für solche Konversationen. Die Nacht bricht an.

20:55 Uhr

Es ist dunkel. Zeit hier wegzukommen. Zwei Polizisten die Feierabend haben, nehmen mich in die nächste Ortschaft mit. Und besser noch, einer der beiden holt sein Motorrad und fährt mich nochmal 7km weiter in die nächste Stadt. Wow, so nett hier! Mexico.

21:32 Uhr

Hatte einen netten Taxilift in der Stadt. Nun mein erstes Treffen mit mexikanischem Essen. Tacos. Hatte nicht viel gegessen den ganzen Tag, da ist natürlich jegliches Essen eine Wohltat. Aber die Dinger sind extrem lecker. Mit Käse und drei verschiedenen Soßen.

22:03 Uhr

Es geht weiter. Laufen ans Ende der Stadt.

00:06 Uhr

Kein Glück gehabt. Weit raus gelaufen. Hier ist eine Tankstelle, ich suche nach einem Schlafplatz. Da schläft ein Security Mensch. Er erschreckt sich etwas, als ich ihn aus seinem Mitternachtsnickerchen wecke. Ich frage ihn, ob ich hier schlafen kann und auf einmal sind da insgesamt drei Leute am Schlafen. Ich glaube nicht nur der Security Mensch, sondern auch die Tankstellen Angestellten haben da, unter freiem Himmel, geschlafen. Kurze Diskussion und sie ließen mich am nahe gelegenen Gebäude unter einem Stück Dach nächtigen.

30.07.15, 08:58 Uhr

Ich bin ziemlich kaputt. Harte Nacht, heute früh hab ich 100 Minuten gebraucht, um den ersten Lift zu kriegen. Ich lege mich neben die Straße in den Schatten und mache erstmal ein Nickerchen.

12:37 Uhr

Schönheitsschlaf beendet. Das war dringend benötigte Erholung. Sogleich fange ich frisch und engagiert den ersten Truck ab. 0 Minuten Wartezeit. Yeah!

13:34 Uhr

Now on the run. Dieser Truck hat mich an einer Toll-Station rausgeschmissen. Dauert nicht lange, da fange ich einen Kleintransporter mit riesen Anhänger ab. Mit dem werde ich nun erstmal bis 22:05 Uhr unterwegs sein. Durch halb Mexico hindurch. Okay, nur ein Viertel, aber ein paar hundert Kilometer geht’s weiter. Guter Lift.

22:35 Uhr

Bin ich wieder voll drin. Gut dass ich gepennt hatte heute morgen. Eine Familie hält an meiner Polizeikontrolle an. Meine Chance. Ob sie Richtung Mexico City fahren? Ja. Könnt ihr mich mitnehmen? Ja. Was ich nicht wusste, dass die schon zu viert in einem voll bepackten Auto waren. Haben mich trotzdem noch reingequetscht bekommen. Super nett. Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Drei Stunden rasen wir über die Autobahn. Richtung Mexico City. Perfekter Nachtlift.

31.7.2015 02:33 Uhr

Wieder einen Nachtlift. Läuft. Ein Pastor mit seinen Schäfchen. Ich kriege essen. Der Pastor war früher in Los Angeles, spricht sehr gut Englisch. Eine lustige Runde. Mindestens 2 der 4 Anwesenden waren früher drogenabhängig, bevor sie zu Gott gefunden haben. Gretchenfrage inklusive. Ich Antworte wie immer ausweichend, dass ich ein bißchen an Gott glaube und versuche das Thema schnell zu beenden und niemanden zu empören. Meine Sitznachbarin redet sich unterdessen in einen Rausch, dass ich zu Gott sprechen soll und Gott uns beschützt. Ich sitze das aus und gebe an, nur halb zu verstehen. Danach kriege ich ein Sandwich.

06:37 Uhr
Toll-Station in Mexico. Kurz vor Sonnenaufgang. Jesus ist mit uns.
Toll-Station in Mexico. Kurz vor Sonnenaufgang. Jesus ist mit uns.

Langer Nachtlift. Ich springe an einer weiteren Toll-Station raus. Ein Auto hält an, ich laufe hin, mache die Beifahrertür auf. Eine dicke Frau sieht mich erschrocken an und zieht die Tür wieder zu. Wollten anscheinend nicht. Da ist noch dieser Kerl mit dem weißen Tuch. Er kommt zu mir, anscheinend auch ein Tramper. Er kauft mir einen Kaffee und ein Stück Gebäck von einer Straßenverkäuferin.

Später sollte ich erfahren, dass er kein wirklicher Tramper ist, aber Trucker die Menschen mit dem Tuch aufsammeln und als Hilfsarbeiter mitnehmen. Die helfen dann z.B. beim Be- und Entladen. Auch interessant.

07:34 Uhr

Wieder mal ein geiler Lift. Ein Typ mit roten Schuhen und Hawaihemd (sah aus wie ein perverser, genau meine Zielgruppe. Die sind am geselligsten.) hält an und nimmt mich mit. Ein Kollege von ihm fährt hinter uns. Die Beiden haben ein Auto gekauft. Wir unterhalten uns prächtig, ein super netter Kerl. An der Tankstelle gibt es wieder Kaffee. Danach will er mir irgendeine mexikanische Spezialität zeigen. Wir halten an einem zufälligen Straßenstand an. Die Spezialität hatte sie leider nicht.

Neue Freunde in Mexico gemacht.
Neue Freunde in Mexico gemacht.

Wir hatten aber einen großer Nagel im Reifen hängen. Mal wieder ein platter Reifen. Wir fahren weiter zur nächsten Werkstatt. Die können uns nicht helfen, aber nochmal Luft auf den Reifen machen. Weiter wie die Sauseblitze zur näcsten Werkstatt. Ein angenehm frischer Morgen. Reifen gewechselt, zum Frühstück eingeladen, dann weiter nach Mexico City.

Frühstück in Mexico. Yummi!
Frühstück in Mexico. Yummi!

Ich hab meine Ausfahrt verpasst und bin 70km zu weit in die größte Stadt der Welt hinein gefahren. Aber ich war on the run, was sollte hier schon schief gehen?

11:07 Uhr

30 Minuten auf meinen nächsten Lift gewartet, der mich ans Nordende Mexico City bringt. Super glücklich. 90 Minuten Fahrt liegen vor mir.

12:50 Uhr

Ein sehr netter Familienvater nimmt mich mit. Frau und Kinder fahren hinter uns. Ich kriege Eistee gekauft, als wir anhalten. Im anderen Auto erspähe ich eine Katze. Die reisen echt mit Katze, wie cool ist das denn?

15:44 Uhr

Wieder so ein mega Lift. Wieder ein Transporter mit ziemlich langer Ladefläche. Fahre mit einem Familienvater. Er sagt, dass ich ruhig schlafen kann. Ob er müde ist? Nein, aber er wird schlafen, wenn er müde ist, weil er zu Hause Kinder hat und keinen Unfall bauen möchte. Wird mich bis weit nach Norden mitnehmen. Kurz vor Monterrey, wo vor kurzem noch ein Mafia-Krieg stattgefunden hat.

23:25 Uhr

Tankstelle. Mitten im Drogenschmugglergebiet. Einige Mexikaner machen gerade ihr Auto fit zum abschleppen. Sie willigen ein, mich zur nächsten Toll-Station mitzunehmen. Dann kommt ein Truck angefahren, mit offensichtlich total zugedröhnten Leuten drin. Immer wieder das Gaspedal zum Anschlag durchgedrückt und keinen Gang drin. Es dröhnt bedrohlich über den ganzen Platz. Sie setzen vor und zurück, es tut einen mächtigen Schlag, der Truck knallt mit voller Wucht gegen ein anderes Auto. Der Gerammte steigt aus, schaut sich das Auto an. Anscheinend kein Bedürfnis mit diesen Verrückten Stress zu haben. Ich halte mich im Hintergrund, die Situation ist mir nicht geheuer.

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