Prolog
Chile würde mir wärmstens empfohlen als das Tramperland Nr. 1 in Südamerika oder sogar der Welt. Chilenos sollten sehr nett sein, wunderbare Landschaften im Süden, lange Straßen, nur verstehen tut man sie nicht mit ihrem genuscheltem, schnellen Spanisch. Meine Reise sollte nur kurz durch Chile führen, aber den Trampen in… Artikel möchte ich trotzdem schreiben. Meine Erwartungen wurden auf jedenfall erfüllt.
Statistik
Zurückgelegte Distanz: 1804 Kilometer
Anzahl der Lifts: 17
Durchschnittliche Wartezeit: 14 Minuten 56 Sekunden
Standzeit Gesamt: 4 Stunden 14 Minuten
Log könnt ihr hier downloaden.
Meine Route
Ich kam über die Anden nach Santiago und bin dann von dort nach Antofagasta und San Pedro de Attacama getrampt. Kurze, unanspruchsvolle Tour, um nebenbei ein paar Kilometer zu machen.
Menschen
Chilenos sind definitiv nette und zurückhaltende Zeitgenossen. Ein wenig wie die Bolivianer nur in freundlich (oberflächlich). Kleine, rundliche Menschen. Was mir aufgefallen ist, dass in Chile eine sehr strikte Ordnung herrscht. In Santiago ist alles vollgestopft mit Securities und Aufpassern. Kein meter ohne Bewegung und Überwachung. Alles ist zugebaut. Die Häuser besitzen serienmäßig Häuser mit lebensgefährlichen Zäunen. Ob Elektro, (sehr) scharfe Zacken oder improvisierte Glasscherbendekoration. Alles ist strukturiert und es wird alles getan, dass diese Ordnung erhalten bleibt. Ein Politologe, den ich in einem Hostel kennengelernt habe und der in Chile für die amerikanische Botschaft arbeitet, erklärte mir, dass dieser Ordnungsfanatismus ein Charakteristikum von post-diktaktorischen Gesellschaften sei, wie Chile eine ist. Interessante These, die ich hier aber nicht weiter vertiefen will.
In Bezug auf Trampen ist Chile ein sehr einfaches Land. Menschen halten gerne und helfen, wenn sie können. Interessanter Fakt: Wenn man in Chile den Führerschein macht, wird den Fahrschülern angeraten Tramper mitzunehmen. Soll sogar eine Prüfungsfrage sein. Als Grund wird angeführt, dass man so Gesellschaft hat und vorallem bei längeren Fahrten nicht einschläft. Ähnlich wie in Argentinien. Ist wahrscheinlich ein Grund, weshalb die Mitnahmebereitschaft so gut ist. Aber ich hab Chile sowieso als solidarisches Land wahrgenommen. Der Kolletkivgedanke ist sehr stark ausgeprägt, ob das nun auf Hilfsbereitschaft, öffentliche Verkehrssysteme, Bildung etc. bezogen ist.
Straßen
Generell hat Chile meiner Meinung nach die besten Straßen in ganz Südamerika. Gut ausgebaute Autobahnen, meist zweispurig (im Norden) und schnell. Aber es gibt natürlich ein Manko: Wie mir schon in Santiago bei der Schlafplatzsuche aufgefallen ist, haben die Chilenos jeden einzelnen Quadratzentimeter zugebaut. Keine Lücken, keine Ruinen in Santiago. Zumindest muss man danach lange suchen. Auf den Straßen wird dieser Enge mancherorts in Form eines sehr verkümmerten Standstreifens beibehalten. In Chile ist einfach alles etwas eng bebaut und das ist zum Anhalten und Trampen natürlich nicht so komfortabel, wie das weitläufige Argentinien oder Brasilien.
Dementsprechend ist die ganze Sache auch kein Selbstläufer, weil die Chilenos zwar gerne für Tramper halten, aber auch hier an Orten mit geringer oder keiner Haltefläche eine längere Wartezeit zu kalkulieren ist. Und da die Straßen generell recht „schnell“ und gut sind, wird Haltefläche hier umso wichtiger. Gute Positionen sind nicht so leicht zu finden, wie das vielleicht wünschenswert wäre. Aber das ist jammern auf hohem Niveau.
Taktik
Wie schon erwähnt, es funktioniert gut, aber es ist kein Selbstläufer. Wer sich schnell Fortbewegen möchte in Chile, dem sei angeraten, ein paar Minuten länger zu laufen und einen wirklich guten Platz zu suchen. Wenn ich einen guten Ort zum Trampen gefunden hatte (langsamer Verkehr, gute Sicht und am Wichtigsten: ausreichend Haltefläche), dann hatte ich auch immer sehr schnell einen Lift. Selbst wenn nicht viele Autos kamen. Position ist dem Verkehrsaufkommen auf jedenfall vorzuziehen. Lieber die Auffahrt nehmen, als an der Autobahn stehen. Ansonsten Standard-Trampen in Chile. Ihr müsst sonst nicht besonders viel machen, um voran zu kommen. Enjoy!
Fotos
Besonderheiten
Im Norden ist San Pedro de Attacama und dort ist das Eingangstor in die Uyuni Salzwüste. Das ist die einzig touristische Tour, die ich in ganz Südamerika gemacht habe. Vier Tage mit einem Jeep durch die Wüste und das hat sich auf jedenfall gelohnt. Euch erwarten nzählige Lagunen mit teilweise durch Algen gefärbtes Wasser (alle möglichen Farben). Szenerien aus den Bildern von Salvador Dali. Wüste, Steine Flamingos und den ein oder anderen Geysir. Natürlich auch die absolut abgefahrene Salzwüste mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang. So viele schöne Orte dort gesehen. Empfehlung. Hat sich gelohnt
Antofagasta ist eine Minenstadt mit einem Hauch Surfercharme. Eine angenehme Abwechslung, wenn man sonst im kargen chilenischen Norden unterwegs ist, der von Wüste, Minen und kargen Bergen gezeichnet ist. Kann man sich mal anschauen, die Mischung ist recht angenehm dort. Außerdem hat Antofgasta mndestens 1001 Frisörsalons, die dort größtenteils von kolumbianischen Einwanderern betrieben werden. Fand ich eine lustige Besonderheit.
Chile ist recht teuer, aber auch recht amerikanisiert. In keinem Land in Südamerika (außer vielleicht Ecuador) hab ich so viel Werbung miterlebt, wie in Chile. Auch die üblichen Fast-Food Ketten finden sich hier, was auch nicht überall der Fall ist. Ich hatte irgendwie das Gefühl Chile hat sich verkauft. Vielleicht tu ich Ihnen damit unrecht, aber die Werbung ist mir extrem aufgefallen und dieser ganze ausufernde Konsum.