Neben den Trampberichten wollte ich nun auch mal ein Resume der ganz anderen Art schreiben. Da ich in Argentinien recht gut rumgekommen bin, folgen hier kurz meine Eindrücke. Natürlich auch mit vielen Fotos.
Ushuaia
Ja, Ushuaia hat mich im ersten Moment an einen Alpenskiort erinnert. Mit dem Rest von Argentinien nicht zu verlgeichen. Gute Shopping-Möglichkeiten, schöne Landschaft drumherum und eben die südlichste Stadt der Welt. Wobei dieser Superlativ auch schon wieder ziemlich fadenscheinig ist, weil er sich eben auf „Stadt“ bezieht. Auf chilenischer Seite existiert noch ein Dorf weiter südlich und über die Siedlungen im antartkischen Eis wollen wir garnicht erst reden.
Trotzdem wunderschön da unten. Argentinien besteht sonst ja meist aus trockenem, ebenem Farmland. Je weiter südlich, desto weniger Vegetation. 200 km vor Ushuaia wachsen erstmals wieder Bäume. Das fand ich sehr überraschend. Alpenfeeling. Auf jedenfall ein schöner Flecken Erde. Kann man sich mal anschauen. Die Straße dorthin ist bisweilen beschwerlich. Zwei Grenzübergänge sind zu passieren, da Chile einen Teil der Zufahrtsregion kontrolliert. Außerdem muss ein Fluß mit einer Fähr überquert werden, die allerdings umsonst ist.
Ich war ja nur eine Nacht dort unten und bin anschließend sofort wieder die 3200km nach Buenos Aires zurückgetrampt. Die Straßen in Argentinien waren einfach zu komfortabel. Aber dazu später mehr.
Villa Epecuen
In meinen Recherchen bin ich auf diese Stadt gestossen. Kurze Geschichte: Ehemaliger Touristenort an einem See der nach dem toten Meer den zweithöchsten Salzgehalt aufwies. 1985 durch wochenlange Regenfälle eingeweicht und letztendlich nach dem Dammbruch komplett untergegangen. Wiederaufbau unmöglich. Im Internet finden sich sehr schöne Bilder von Salzverkrusteten Bauten und ähnlichem. Salz liegt nun nicht mehr auf den Gebäuden und Epecuen zeigt sich Mausgrau.
Ich war an einem regnerischen und sehr windigen Tag dort. Bin 9km mit dem Fahrrad von der nahe gelegenen Stadt dorthin geradelt. Hat mir gut gefallen, vorallem auch, weil ich der einzige Mensch in dem ganzen Gebiet war. Einsam und regnerisch.
Ansonsten gab es da aber nicht viel zu sehen, außer…..Steine. Ruinen. Vielleicht bin ich durch unsere sonntäglichen Abbruchhaustouren im schönen Leipzig auch zu sehr verwöhnt. Aber so wirklich vom Hocker gerissen, hats mich nun nicht. Außer dieser Turm, den ich hochklettern wollte, aber bei der Hälfte wieder runter bin, da die durchgerosteten Stufen nicht sehr vertrauenswürdig erschienen und ich mit meiner Höhenangstbewältigungsstrategie noch nicht weit genug voran gekommen bin.
Durch den Regen wars doch irgendwie ganz toll. Aber wenn ich mir vorstelle dort mit 50-100 anderen Schaulustigen bei strahlendem Sonnenschein rumzuschnüffeln, dann vergehts mir doch irgendwie.
Zur Fahrradtour: Auf dem Hinweg hatte ich Rückenwind, das war sehr schön. Auf dem Rückweg musste ich 30% der Strecke schieben, weil ich nicht voran kam. Der Tag war schön melancholisch, leichter Nieselregen, dunkle Regenwolken und viel Wind.
Buenos Aires
Die Stadt ist total verrückt. Total schön. Manchmal lästig. Aber insgesamt die abgefahrenste Urbanzone, die ich bisher betreten habe. Hatte mega viel Spaß da. Ich komme auf jedenfall wieder. So lebendig wie ein Ameisenhaufen auf einem Kadaver. Will auch garnicht zuviel ins Detail gehen. Fahrt einfach nach Buenos Aires, wenn ihr mal richtig durchdrehen wollt.
Mendoza und Anden
Mendoza ist ein sehr lebenswerter Ort. Weinanbaugebiet. Manche Hostels haben jeden Tag zwei Stunden Happy Hour. Da kann dann soviel Wein getrunken werden, wie reingeht. Umsonst natürlich. Ansonsten alles etwas gesetzter als in Buenos Aires. Ziemlich warm und flach, aber im Hintergrund erheben sich die majestätischen Andenmassive. Sicherlich ein Ort zum bleiben und gemütlich machen. Die Stadt ist sauber, aufgehübscht, warm und viele Backpacker bleiben dort hängen.
Spannender finde ich persönlich allerdings die Möglichkeit in wenigen Stunden in den Anden zu sein und dort einen der unzähligen Gipfel zu besteigen. Über allem thront der Aconcagua, höchster Berg von Südamerika. Der kann auch bestiegen werden, ist technisch nicht zu anspruchsvoll. Allerdings sind mehr 7000 Höhenmeter zu überstehen und die größte Gefahr ist wohl die dünne Lüft.
Drumherum liegt ein Nationalpark, welcher Mitte März seine Pforten schließt. Das bedeutet der Rettungshubschrauber, die Basecamps und jegliche ärztliche Versorgung ist „out of service“. Besonders wegen der Höhenkrankheit kann das zum Problem werden. Angenehmer Nebeneffekt ist allerdings, dass am Eingang zum Nationalpark nicht mehr ca. 150$ sondern nur noch 5$ zu entrichten sind. Aber der Trek erfolgt dann auf eigene Gefahr.
Ich habe mit zwei Israelis eine andere Tour gemacht. Wir haben den Penitentes bestiegen. 4300m. Sind erst in Uspallata auf 2000m in einem Hostel abgestiegen, dann auf 2700m zur Puente del Inca (Incabrücke, später Wellnesshotel und ganz nett anzuschauen) und von da auf ca. 3200m rauf. Das war Höhentechnisch schon herausfordernd. Luft war recht dünn und Akklimatisierung kaum vorhanden. Dort haben wir eine Nacht in einem kleinen Steinhaus genächtigt und sind am Nächsten Tag auf 4351m hoch und dann wieder auf 2700m runter. Tour war herausfordernd und speziell am zweiten Tag stur bergauf. Der Gipfelblick hat allerdings entschädigt und mein erster 4000er war auch getan. Die Höhe hat mir zugesetzt, aber als wir abgestiegen sind, hab ich mich gefühlt wie auf einem Abendspaziergang. Doch noch akklimatisiert. Insgesamt: Zu empfehlen, ist ne schöne Tour.
Das wars dann auch für Argentinien. Bin selbstverständlich noch getrampt. Aber dazu gibt es dann noch einen „Trampen in Argentinien“ – Artikel.