Vor kurzem bin ich nach Warschau getrampt. Dort fand die Ausstellung „The Art of Hitchhiking“ statt. Antonin, der Kurator, hatte mich im Vorfeld angefragt, ob ich Lust hätte einen Workshop zu halten. Das Thema konnte ich frei wählen und da ich keine 5 Stunden Dia-Show machen wollte, hab ich etwas zum Thema Langstreckentrampen (long distance hitchhiking) ausgearbeitet.
Den Vortrag hab ich im Vorfeld an ein paar Freunden ausprobiert. Wir hatten in Leipzig ein kleines Trampertreffen. Wie immer unter Trampern kommen wir einfach an einem beliebigen Ort zusammen und essen. Das Grundkonzept war also stimmig und im Anschluß hab ich meine Präsentation durchgeführt und noch viele gute Anmerkungen dazu bekommen.
Die Ausstellung in Warschau ging am Mittwoch den 17.05.2017 um 18:00 Uhr los. Ich bin an diesem Tag von Berlin angereist. Natürlich getrampt. Um 17:55 Uhr stand ich vor der Tür. Gerade von meinem letzten Lift abgesetzt. 500km Wegstrecke und fünf Minuten zu früh da. Ich war dann etwas stolz auf meine Pünktlichkeit und hab mich erstmal gefreut.
Mein Vortrag war ja erst am nächsten Tag und ich hatte etwas bedenken, ob wirklich so viele ZuhörerInnen da sein würde. Auf Facebook haben sich zwar knapp 107 Menschen angemeldet, aber 30 Minuten vor Beginn war kaum jemand da. Dazu muss man allerdings wissen, dass in Polen eine richtige Szene für Reisevorträge und speziell für Vorträge von Trampern existiert. Sowohl in Polen als auch in Rußland kriegt man weitaus bessere öffentliche Aufmerksamkeit fürs Trampen als in Westeuropa. Und so war es letztendlich doch nicht verwunderlich, dass kurz vor Vortragsbeginn dann doch noch eine Menge Menschen in den Veranstaltungsraum strömten. Ich denke am Ende waren 40-50 ZuhörerInnen da und der Raum rappelvoll.
Das alles hat mir großen Spaß gemacht und ich denke den Anwesenden ebenfalls. Anschli8eßend gab es noch eine Fragerunde und auch nach Ende des offiziellen Teiles hatte sich noch eine Schlange gebildet, mit Menschen die persönliche Fragen an mich hatten. Ich musste sogar ein Autogramm geben und ein Plakat signieren. Das fühlte sich aber komisch an. Ich weiß gar nicht, ob ich soviel Aufmerksamkeit überhaupt möchte oder verdient habe. Aber ich hab mich sehr gefreut, dass ich Menschen in irgendeiner Art inspirieren konnte und die Anwesenden unterhalten wurden.
Es waren übrigens einige wenige aus der Tramperfamilie da und ich konnte wieder altbekannte Gesichter treffen. Schon im Vorfeld hatten wir uns einen Schlafplatz in einem anarchistischen Gartenkollektiv in Warschau organisiert. Das sind besetzte Gartenkolonien, die noch aus der ehemaligen UDSSR übrig geblieben sind und heute von einigen Punks und Alternativen bewohnt werden. Dort Leben auch noch alteingesessene seit mehr als 20 Jahren und natürlich ist alles von Investoren bedroht, die das ganze Gelände platt gemacht haben.
Wir Tramper haben an dem Abend allerdings einen Großteil der ZuhörerInnen eingesackt und sind in die Gartenkolonie zur Aftershowparty gefahren. Dort gab es selbstgemacht Pizza und Freegan Whiskey. Das übliche Konzept. Man kommt zusammen und isst. Gibt nichts bessere. 🙂
Wenn ihr mich auch gerne auf einen Vortrag einladen möchtet, dann komme ich gerne vorbei und arbeite auch individuelle Themen aus. Auf meinem Blog war es bisher etwas ruhiger geworden. Ich musste erstmal mein nach Hause kommen verarbeiten. Aber nun geht es hier auch langsam wieder weiter. Es war gut, dass ich nun diesen ersten Vortrag gemacht habe. Der erste Schritt ist egtan und mein Post-Reise-Prozess geht nun erst so richtig los.
Achso, meinen Vortrag könnt ihr hier sehen. Danke an alle die da waren, speziell nochmal an meine Tramperbuddies. Ohne euch nur halb so schön!
Schöner Vortrag! Sehr kurzweilig. Gut gemacht Steffan ;D