Grundlagen zur Positionierung beim Trampen

perfect positioning hitchhiking

Positionierung ist eine essenzielle und wichtige Handlung während des Trampens. Der Erfolg beim Trampen hängt auch von eurer Fähigkeit ab, eine gute Position zu finden. Je nach dem, wo ihr euch positioniert, habt ihr bessere oder schlechtere Mitnahmechancen. Oft macht es Sinn lieber 1-2 km auf eine gute Position zu laufen und einen schnellen Lift abzufangen, als zu warten, wo ihr seid.

Natürlich hängt euer Erfolg von vielen verschiedenen Faktoren ab und die Position ist nur einer davon. Erfahrene TramperInnen machen meist weniger Fehler bei der Positionierung. Außerdem trampt auch jeder anders. Was für mich sehr gut funktioniert, mag für einen anderen Menschen überhaupt nicht gehen. Genauso natürlich umgekehrt. Manche Menschen mögen es an Tankstellen zu fragen und haben damit guten Erfolg. Andere stellen sich lieber an Auffahrten und fahren damit auch sehr gut. Wenn ihr euch auf eurer Position nicht wohl fühlt, dann verringert das auf jedenfall eure Mitnahmechancen. Behaltet das im Hinterkopf. Alles eine Frage der Haltung. Ich versuche jeden Ort zu mögen, selbst wenn er sich schlecht anfühlt. Dann sehe ich es als besondere Herausforderung und versuche umso mehr, den nächsten Lift zu kriegen.

Wenn ihr in einem Team seid, dann sollte besser die Person über die Position bestimmen, welche auch das Trampen übernimmt. Selbst wenn die Position für euch nicht optimal erscheint, so ist es meist kein Vorteil eine schlechte Stimmung durch ständige Diskussionen über Positionen zu erschaffen. Bei den meisten Positionen werdet ihr keinen Unterschied feststellen, wenn die Menschen mit der richtigen Haltung Trampen.

Allgemeines über Positionen beim Trampen?

Generell verfügt eine Position über drei essenzielle Merkmale.

1. Verkehrsgeschwindigkeit

Der Verkehr kann sehr langsam oder verdammt schnell sein. Generell suchen wir Positionen mit langsamem Verkehr, weil wir so mehr Zeit zur Kommunikation haben. Mehr Zeit euren Fahrer mit einem charmanten Lächeln von der Straße zu lotsen. Außerdem halten Autos eher an, wenn sie sowieso schon langsam fahren,

2. Sichtbarkeit

Das zweite Merkmal ist Sichtbarkeit. Wenn ihr denkt, dass ihr eine Position wählen solltet, wo die Fahrer euch schon von weitem sehen können, dann würde ich dem widersprechen. Wenn Autos euch von 1km Entfernung sehen können, ist es manchmal schwerer eine Verbindung herzustellen. Fahrer entscheiden schon lange bevor die Interaktion beginnt, ob sie euch mitnehmen wollen oder nicht. Manchmal ist es gut, wenn ihr hinter der nächsten Kurve auftaucht und die Fahrer von eurer Präsenz überrascht werden. Und ihr sie mit einem charmanten Lächeln zum Anhalten bewegen könnt.

3. Haltefläche

Neben der Sichtbarkeit ist die Haltefläche ebenfalls ein Kernmerkmal einer Position. Hier gibt es auch keine zwei Meinungen: Zum Trampen benötigen wir ausreichend Haltefläche. Die Fahrer werden eher anhalten und außerdem ist es auch eine Frage der Sicherheit.

Ich schreibe diese Merkmale auf, damit wir uns dessen bewusst werden. Natürlich gibt es auch solche Menschen, die einfach mitten auf der Straße anhalten und andere, die jedesmal und überall stoppen würden, sobald sie einen Tramper entdecken. Selbst wenn sich da 3km Berufsverkehr hinter ihnen anstauen würde. Das passiert natürlich. Aber wir als Tramper sollten das auf keinenfall provozieren oder fördern. Verkehrsgefährdende Situationen gilt es zu vermeiden. Sucht immer nach einem Platz mit ausreichender Haltefläche.

Generell denke ich allerdings, dass diese Kriterien unterschiedliche Relevanz haben. Geschwindigkeit ist der wichtigste Punkt bei der Positionierung. Schnellen Verkehr gilt es in jedem Fall zu vermeiden und langsamer Verkehr ist willkommen. Die Frage der Haltefläche kann unter bestimmten Umständen vernachlässigt werden. Sichtbarkeit ist für mich das Kriterium mit der wenigsten Relevanz. Natürlich sollt ihr sichtbar sein und auffallen am Straßenrand. Das meine ich damit nicht. Es geht eher um die Frage, wann euch der Fahrer sehen kann. Manchmal ist es nicht von Vorteil, wenn der Fahrer euch von weitem schon sieht (z.B. auf einer 1-2 km langen Geraden). Speziell wenn dies zusammen kommt mit schnellem Verkehr. Hier gilt: Ausreichend Reaktionszeit zu geben, aber mehr ist nicht immer besser.

Um die optimale Position zu beschreiben, stellen wir uns eine Welt vor in der es keine Staus gibt, alle Autos in derselben Geschwindigkeit fahren, das Verkehrsaufkommen ist 24 Stunden am Tag stabil bleibt, unser Teampartner steht neben uns und macht nichts anderes als gut Aussehen (was meiner Meinung nach das beste Verhalten ist), wir haben stetigen Sonnenschein und immer eine ausreichende Haltefläche neben uns. Wenn dies der Fall ist, dann können wir drei grundlegende Strukturen identifizieren:

test1. Kurve

Wie ihr sehen könnt, habe ich bereits die optimale Position markiert. Wenn wir uns an einer Kurve positionieren, dann sollten wir im besten Fall direkt am Ausgang derselben stehen. An dem Punkt, wo der Verkehr auf der Geraden ist und wieder beginnt zu beschleunigen. Wenn eine weitere Kurve folgt, dann besser dazwischen stellen, weil die Autos wahrscheinlich nicht sehr schnell sein werden.

2. Kreuzung

Stellt euch ans Ende der Kreuzung um auch den abbiegenden Verkehr mitzunehmen. Macht Sinn, oder?

3. Abzweigung

Gleiches Spiel wie an der Kreuzung. Lieber hinter der Kurve in eure Richtung stellen, als versuchen Autos direkt an der Hauptstrasse abzufangen.

Gute und schlechte Positionen

Generell sind schlechte Positionen auf Brücken, Überführungen, in Tunneln, innerhalb von Ortschaften oder an Orten, wo es verboten ist anzuhalten, wie Gefängnis Umgebungen und nahe von „Halten verboten“ Schildern. Trampen an solchen Orten wird Anzahl der Autos verringern, die für euch anhalten. Es ist falsch an Bushaltestellen zu stehen, weil die Fahrer euch als Fahrgast, der auf den Bus wartet, wahrnehmen und nicht als Tramper. Wenn keine andere Haltefläche zur Verfügung steht, sind Bushaltestellen allerdings akzeptabel. Sich bei Straßenverengungen zu positionieren sollte vermieden werden, da das Unfallrisiko hier erhöht wird. Besser einen Ort mit mehr Platz finden und dort weitertrampen.

Gute Positionen sind Polizeikontrollen, Grenzübergänge, Bahnübergänge, Unterbrechungen des Straßenbelages, Ampeln, Staus und Kreisverkehre. Es ist wichtig, dass ihr euch hinter und nicht vor diese Besonderheiten positioniert, da die Aufmerksamkeit des Fahrers nahe solcher Objekte auf die Straße und das Objekt selbst und nicht auf euch fokussiert sein wird. Es geht prinzipiell darum, Ablenkung zu minimieren und euch in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Daher stehe ich am liebsten mitten im Grünen.

hopeless positioning hitchhiking

Wie weiß ich, dass eine Position gut ist?

Wenn ihr am Trampen seid und seit einiger Zeit hält kein Auto an, dann seit ihr wahrscheinlich auf einer schlechten Position. Es macht vielleicht Sinn lieber eine Pause zu machen oder weiterzulaufen, um eine bessere Position zu finden. Für mich persönlich ist eine Position gut, wenn sie sich gut anfühlt und keine oben genannten Kriterien verletzt. Und eine Position fühlt sich grundsätzlich gut an, wenn die Fahrer auf mich reagieren. 5 Minuten warten, wenn euch alle ignorieren kann weitaus anstrengender sein, als 30 Minuten warten und mit dem vorbeifahrenden Verkehr zu flirten, lachen und Spaß zu haben. Ich bevorzuge Letzteres. Es ist wichtig sich die gute Stimmung zu bewahren. Dann klappt das trampen automatisch besser. Je schneller der Verkehr, desto eher ignorieren sie euch. Findet einen Ort, wo sie langsam fahre und ihr das Auto mit einem Lächeln aus dem Verkehr ziehen könnt.

Wie finde ich eine gute Position?

Speziell in Städten lohnt es sich auf Hitchwiki zu schauen. Dort gibt es eine Datenbank mit guten Hop-Outs. Fühlt euch selbstverständlich eingeladen eure eigenen Lieblingsspots dort einzutragen und zu beschreiben. Allerdings ist Internet und Hitchwiki nicht immer verfügbar. Ich schau da normalerweise auch nie rein und vertraue ganz auf meinen Tramperinstinkt. Normalerweise laufe ich in Richtung der Straße, die ich gerne trampen würde und schaue auf dem Weg nach einem geeigneten Ort. Laufen ist unablässig bei der Suche nach einer guten Position. Und innerhalb von 5km werdet ihr IMMER eine geeigneten Ort zum Trampen finden. Versprochen.

Außerdem ist das noch ein guter Grund keinen 25kg Expeditions-Rucksack mitzuschleppen, mitsamt Zelt und Gitarre in der Hand. Trampen ist wichtiger als euer gesamtes Haus dabei zu haben. Reise leicht und sei flexibel!

Allgemeines Tipps zur Positionierung beim Trampen

Es gibt ein grundlegendes Prinzip bezüglich der Positionierung und der Auswahl der Lifts: Steige nur ein, wenn du sicher sein kannst, dass dieser Lift dich in eine gute Position bringt. Wenn ihr auf der Autobahn seid und ein Auto hält an, dass ins nächste Dorf fährt, dann werdet ihr wahrscheinlich in einer schleche(re)n Position enden. Von einer guten in eine schlechte Position zu kommen, ist ein schwerer taktischer Fehler, den es zu vermeiden gilt. Manchmal macht es Sinn, lieber zu warten, als in jedes Auto einzusteigen. Manchmal ist es auch richtig, früher auszusteigen, anstatt die volle Distanze zu gehen, wenn ihr so sicherstellen könnt, in einer guten Position zu landen.

Ich stehe fast nie auf Positionen, die bergab gehen. Der Verkehrr ist schneller, Bremsweg länger und es scheint schwieriger die natürliche Skepsis zu überkommen und anzuhalten. Am besten funktioniert auf der Spitze eines Anstieges.

Bleibt im Verkehrsstrom und lasst euch da nicht raustragen. Insbesondere in Ländern, die ein dichtes Straßen- und Autobahnnetz haben, kann dieser Fehler viel Zeit kosten, weil ihr euch erst wieder zurück in den Strom kämpfen müsst, um Geschwindigkeit aufnehmen zu können.

Wenn ihr eine Langstrecke trampt, dann steigen die Chancen einen guten Lift zu finden, je mehr ihr auf eurer Route voranschreitet. Es gibt einen Wendepunkt, an dem es nicht mehr nur Glück sondern simple Wahrscheinlichkeit ist, dass ihr ein Auto zu eurem Zielpunkt finden werdet.

Ein Beispiel: Als ich 3700 km durch Kasachstan getrampt bin (Almaty-Aktau) war es sehr unwahrscheinlich, dass ich einen Direktlift in Almaty Stadt finden würde. Wenn der Zielpunkt ungefähr einen Tagesritt entfernt ist, ist die Wahrscheinlichkeit ungleich höher, einen Direktlift zu finden. Egal ob Tag oder Nacht. Insbesondere wenn keine größeren Städte mehr auf der Route liegen.

In meinem Fall hatte ich 2300 km vor Aktau einen Direktlift getrampt. Das war Glück. Ich bin nicht die ganze Distanz mitgefahren, weil die Fahrer angehalten haben, um zu schlafen. Ca. 1000 km vor Aktau habe ich einen LKW getrampt, der direkt dorthin gefahren ist. Es war an einem Ort, wo keine größeren Städte mehr auf meiner Route lagen. Auch hier endete die Fahrt in der Nacht, da meine Fahrer schlafen wollten. Ich hätte die fünf Stunden warten können und wäre am nächsten Nachmittag in Aktau angekommen. Aber die Position war gut. Also bin ich zum Nachttrampen wieder auf die Straße. Nach 20 Minuten hatte ich meinen Lift. Es waren keine größeren Städte auf meinem Weg, guter Abschnitt meiner Gesamtroute, genug Nachtverkehr und nur wenige Stunden vor meinem eigentlichen Ziel. Einfache Kalkulation für erfolgreiches Trampen.

Ein anderes Konzept, was ich zur Positionierung bedenke ist die Idee von richtiger und falscher Verkehr. Richtiger Verkehr geht in eure Richtung und falscher Verkehr nicht. Prinzipiell gilt es bei der Positionierung, so viel falschen Verkehr wie möglich auszuschließen und so viel richtigen Verkehr wie möglich zu erreichen. Speziell beim Stadttrampen ist dies eine wesentliche Strategie. Wenn ihr euch Stadteinwärts auf das Zentrum zubewegt, ist es relativ unwahrscheinlich einen Lift zu finden, der euch weiter hilft. Eventuell die bessere Entscheidung hier zu laufen. Eure Chancen einen Lift ans andere Ende der Stadt zu finden, steigen allerdings konstant, sobald ihr das Stadtzentrum passiert habt und euch stadtauswärts bewegt. Das Stadtzentrum ist gewissermaßen der Wendepunkt, an dem richtiger Verkehr mehr und falscher Verkehr weniger wird. Und an dem Glück der Wahrscheinlichkeit weicht.

Manche Menschen zögern, wenn sie mich in weniger belebten Gegenden rauslassen sollen, weil sie denken, dass ich da nie weg komme. Die hoffnungslose Position. In Argentiniern bin ich von Buenos Aires nach Ushuaia getrampt. In der ersten Nacht stand ich an einer Tankstelle, die allerdings nicht sehr erfolgversprechend auf mich wirkte. 50 km vor mir, war eine der Hauptkreuzungen meiner Route. Mitten im nirgendwo, ohne Licht oder sonstiger Infrastruktur. Ein Fahrer meinte, dass da nichts wäre und ich dachte mir nur: „Prima!“. Keine Ablenkung und Menschen halten eher, wenn sie denken, dass ihr auf hoffnungslosem Posten steht. In diesem Fall hat es 2 Minuten gedauert und das erste Auto was vorbei kam, hat mich mitgenommen. 800 km Nachtlift.

Das bedeutet nicht, dass ihr euch in Gefahr bringen und euch in möglichst dünn besiedelten Gegenden positonieren sollt. Wenn ihr an einem Ort nicht überleben könnt, falls euch niemand mit nimmt, dann solltet ihr besser nicht dort hin fahren. In meinem Fall wusste ich allerdings, dass dies eine Hauptknotenpunkt für meine Richtung sein würde, dort Verkehr in der Nacht passiert und die Autos eher als an der Tankstelle anhalten würden, wo ich vorher stand.

Winter, und damit meine ich richtigen Winter (ich weiß, gibt es nicht überall), ist Tramperhimmel. Ich mag am liebsten, wenn 1-2 Meter Schnee an der Straßenseite sind. Wieso? Weil man dann praktisch überall stehen kann. Halteflächen erübrigen sich. Der Verkehr ist auf natürliche Art und Weise langsamer. Menschen halten im Winter einfach überall an. Zumindest hab ich das beobachtet.

Achtung: Dieser Punkt gilt nur für Städte und kleine Straßen, jedoch nicht für Autobahnen und andere Straßen mit schnellem Verkehr (beachtet, Winter, Schnee, rutschige Straßen, längere Bremswege….vorsichtig mit schnellem Verkehr!!). Wenn ihr im Winter auf schnellen Straßen trampt, dann ändert sich die Situation komplett und Haltefläche sowie eine sichere Position werden umso wichtiger.

Wenn ihr starken Regen aufziehen seht, dann bleibt besser an einer Überdachung. Es ist es nicht wert, sich vollsaugen zu lassen. Ich stelle mich auch liebe unter, als eine Regenjacke/Regencapes mitzunehmen.

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